Immer wieder werden im Zuge um die Diskussion zur Errichtung einer 50-Meter-Schwimmhalle verschiedenste Varianten in den Raum geworfen, anstatt zumindest eine mehrheitsfähige Variante hinsichtlich der tatsächlichen Kosten zu prüfen. Erst danach kann eine seriöse Entscheidung für oder gegen einen Bau getroffen werden.

Immer wieder wird auch der Vorschlag nach einer bloßen Überdachung des Freibeckens ins Rennen geworfen. DDr. Stefan Opatril, seines Zeichens Stv. Präsident des Österreichischen Schwimmverbandes und ehemaliger Olympiateilnehmer im Schwimmen, hat in einem offenen Brief an die Neos und in Kopie an mehrere Gemeinderäte zahlreiche Argumente gegen eine bloße Überdachung des 50m-Freibeckens übermittelt. Wir erlauben uns diese hier wiederzugeben.

Sehr geehrte GR Seidl und Klingler-Newesely!

Vorweg möchte ich festhalten, dass bereits vor vielen Jahren alle denkbaren Möglichkeiten zur Überdachung des Freibades Tivoli überprüft wurden. Es erstaunt mich deshalb Ihre Aussage im oben genannten Artikel sehr, dass sie „Ihre“ Variante als Novum bezeichnen, ohne mit den verantwortlichen Fachleuten diesbezüglich jemals Kontakt aufgenommen zu haben.

In einem längerem Gespräch am Beginn dieses Jahres habe ich Ihnen nämlich genau die Vorteile einer neuen Halle und die Nachteile der anderen Varianten nahegebracht.

Mein Angebot für weitere Fragen und Diskussionen zur Verfügung zu stehen wurde von Ihnen leider nicht genutzt.

In diesem Schreiben möchte ich Ihnen einige (von vielen) Punkten aufzeigen, die sehr schnell klar machen, dass eine von Ihnen angedachte „Cabrio“-Lösung keine Lösung ist:

* Mit einer solchen Überdachung nimmt man Innsbruck (und auch Tirol!) das einzige richtige Sportbad im Freien. Schiebt man die seitlichen Wände zusammen, wird ein kleiner Teil des Beckens im Freien sein, ein wesentlich grösserer (jedenfalls mehr als die Hälfte) des Beckens wird mit den Seitenwänden aus Glas weiterhin verschlossen sein. Dies zeigt Ihre Visualisierung sehr eindeutig.

* Die Stirnseite des Beckens im Norden und Süden werden ganzjährig geschlossen sein, da sich diese Elemente nicht verschieben lassen. Dann noch von einem Freibad zu sprechen, erscheint mir etwas weit hergeholt.

* Wie sie sich die Beheizung des Beckens vorstellen, würde mich sehr interessieren. Ausschließlich über die Wassertemperatur wird es wohl nicht möglich sein. Gerade heuer war ein sehr langer, kalter Winter mit Temperaturen unter 10 Grad minus.

* Rund um das Glashaus wird sehr wenig Platz zum Umgang bleiben, da die Schienen sehr viel Platz benötigen. Im Inneren des Glashauses wird gar kein Platz sein. Badegäste werden an schlechten Sommertagen und Regentagen Ihre Kleider, Taschen, Handtücher etc. nicht in der Halle unterbringen können. Ob sich diese Badegäste dann an schlechten Tagen im Freien entspannen werden, wage ich sehr stark zu bezweifeln.

* Dass die Optik dieses Cabriolets für alle verheerend ist, steht wohl ausser Zweifel.

* Abgesehen von den zu erwartenden Instandhaltungskosten, Reparaturkosten, Servicekosten für die Schiebedachmechanik etc. ist wohl auch die Frage der Beleuchtung, der Nutzung von alternativen Energiequellen und die Lebensdauer für die Glaskonstruktion ungeklärt. Persönlich kenne ich keine derartige Überdachung eines Beckens in Vorarlberg, dem Heimatland des von Ihnen erwähnten Unternehmens.

* Wie und Wo sich Badegäste und Sportschwimmer, speziell in den 9 kalten Monaten des Jahres umkleiden sollen, bleibt bei diesem Vorschlag unbeantwortet. WC´s, Duschen und Umkleidekabinen werden in dieser Halle wohl keinen Platz haben.

* Ich freue mich, dass Sie die Notwendigkeit eines 50m Sporthallenbades in Innsbruck sehr wohl erkannt haben, es bleiben jedoch bei Ihrer „Lösung“ viele Fragen offen.

** Leider wird kein Training mehr möglich sein. Für Trainer und Betreuer wird in dieser Halle kein Platz mehr sein.

** Schwimmwettkämpfe werden nicht mehr stattfinden können. Für den Schiedsrichter, die Wendenrichter, die Zeitnehmer wird kein Platz mehr in der Halle sein. Sie werden ausserhalb der Verglasung Ihren Aufgaben bei einem Wettkampf nachkommen müssen – was selbstverständlich nicht möglich ist.

** Trainingsuhren werden in dieser Halle leider keinen Platz mehr haben.

** Zuschauer und Betreuer werden im Sommer Ihre Kinder von aussen durch die Verglasung beobachten müssen und im Winter leider gar nicht am Wettkampf teilnehmen können.

** Wasserballtraining und -spiele werden nicht mehr möglich sein. Für Ballspiele ist ein Glashaus einfach nicht geeignet.

** Der leistungsmässige Schwimmsport in Tirol wird durch ein solches Projekt sterben müssen.

* Die von Ihnen genannte Entfernung  der Schule zum Standort Tivoli erachte ich als lösbar. Die VS Angergasse, als auch die NMS Hötting West und das Gymnasium in der Au haben einen um 13 Minuten längeren Weg zum Tivoli als zum Hallenbad Hötting. Mit den Öffis wohlgemerkt, direkt zum Terminal Amraser Strasse. Mittels Blockveranstaltungen halte ich dies für durchaus machbar.

* Für das Schulschwimmen kann diese Variante keine Lösung sein. Sie wissen aber auch, dass unzählige Schulen keine Möglichkeit mehr haben, den Schwimmunterricht durchzuführen, da der Platz einfach nicht vorhanden ist. Der Platz für das Schulschwimmen wird damit jedenfalls nicht geschaffen. Möchte man, dass jedes Kind in Innsbruck schwimmen lernt, muss man aber ein Angebot schaffen, das mehr Wasserfläche bietet.

* Wenn man bedenkt, dass die BM-Partei einen Recyclinghof im Westen ablehnt und die Bürger lieber mit dem gesamte Haushaltsunrat quer durch die ganze Stadt schickt, umweltschonend mit den Öffis, halte ich die Diskussion der kurzen Wege für unverhältnismässig.

Bezüglich Kostenrealität möchte ich Sie Folgendes fragen:

Wo genau sehen Sie den Kostenvorteil in dieser Lösung, wenn man ihn nämlich zu Ende denkt!

Glashaus (erste Kostenschätzung)    4 Mio.

Neubau Vereinshaus (für Umkleidekabinen, WC´s, Duschen – nur für Schwimmverein, nicht für Badegäste und Schüler)   3 Mio.

Sanierung des Hallenbad Hötting 10 Mio.

Umbau und sogar Ergänzung des Hallenbad Hötting   ? Mio.

Sanierung der nicht frostschutzsicheren Wasserleitungen und Technikanlagen im Tivoli   ? Mio.

______________

TOTAL 17 Mio. + ?? Mio. (siehe oben)

Wenn Sie wissen, dass die neue „Megahalle“ 32-34 Mio. – und nicht die von Ihnen kolportierten 40 Mio.! – kosten wird und vom Bund 7 Mio. und vom Land Tirol 8,33 Mio. kommen, ist mir persönlich der Kostenvorteil nicht bewusst. Sie wissen auch, dass weder Bund noch Land sich an den Kosten Ihrer Halle beteiligen werden.

Somit bleiben für die Stadt Innsbruck und für die IKB 18,67 Mio. ohne die Unsicherheiten der Sanierungen und Umbauten und eine Lösung für die gesamte Bevölkerung und insbesondere für die vielen Kinder der Stadt Innsbruck, von denen immer weniger schwimmen lernen können!!

Der Anteil der Stadt Innsbruck kommt zur Gänze aus dem Erlös der Verwertung der Liegenschaft, auf dem das Hallenbad Hötting steht.

Zudem ist dieses Grundstück ideal für Wohnbau im Zentrum der Stadt – und nicht wie manche so gerne sagen: im Westen der Stadt!

Dazu kommen die doppelten, laufenden Betriebskosten (für das Hallenbad Hötting und das Glashaus im Tivoli) und Personalkosten für 2 Hallen!!

Der tolle Vorteil einer solche Überdachung hält sich für mich freundlich gesagt in Grenzen.

Vielen Dank für Ihre rasche Antwort.

Mit sportlichen Grüssen

DDr. Stefan Opatril