Rückblick
Seit vielen Jahren beschäftigt der Bozner Platz die Innsbrucker Stadtpolitik. Der viel frequentierte Platz im Herzen der Stadt soll einer Neugestaltung unterzogen werden. Hierfür wurde im Arbeitsübereinkommen 2018 – 2024 festgehalten: „Wir wollen einen Gestaltungswettbewerb Bozner Platz unter Berücksichtigung der Brixner- und der Meinhardstraße zeitnah umsetzen.“
Ein Gestaltungswettbewerb hat stattgefunden und ein Ergebnis hervorgebracht. In der städtischen Presseaussendung vom 19. Februar 2021 wird das Projekt wie folgt beschrieben:
„Konkret sieht das Siegerprojekt stark verdichtete Baumsetzungen vor, die als „Baumdächer“ wirksam werden. Ein Geviert aus Bäumen soll als Raum im Raum eine wohltuend kühle Zone erzeugen. Zugleich sollen damit Inseln der Ruhe und Entspannung geschaffen werden. Geplant ist eine zwanglose Integration des Fahrverkehrs in das Platzgefüge. Alle Bewegungen sollen künftig durch den Platz führen, nicht daran vorbei“.
Erste Kostenschätzungen gingen noch von 3,2 Millionen Euro aus. Nach dem Wettbewerb waren es 4,5 Millionen Euro. Beim Beschluss im Gemeinderat wurde eine Kostengrenze von 5 Millionen Euro festgehalten. Heute steht man Plankosten in Höhe von über 11 Millionen Euro brutto gegenüber. Angesichts dieser Vervielfachung der Kosten ist nun eine Debatte darüber entbrannt, ob das Projekt Bozner Platz überhaupt realisiert werden kann.
Bozner Platz verdient qualitätsvolle Gestaltung
Es ist von allen Seiten unbestritten, dass der Bozner Platz zu den meistfrequentierten Plätzen Innsbrucks gehört und sich eine schöne und klimafitte Gestaltung verdient. Wir wollen sicherstellen, dass dieser zentrale Platz eine spürbare Verkehrsberuhigung erhält, gut beschattet wird und noch grüner wird als bisher im derzeitigen Projekt geplant ist.
Angesichts der fehlenden Mehrheiten im Gemeinderat und der offensichtlichen Mängel in der politischen Führung, sowohl bei Bürgermeister Willi als auch bei Stadträtin Schwarzl, ist auch mit Blick auf die lückenhafte Pflasterung in der Altstadt keine rasche und positive Umsetzung eines Gestaltungsvorhabens dieser Größe zu erwarten.
Die Vorwegnahme von Baumfällungen, ohne das Projekt in trockenen Tüchern zu wissen, war sicherlich einer der größten Fehler der Ressortverantwortlichen und zeichnet das aktuelle traurige Bild des so zentral gelegenen Platzes.
Konstruktive Nachdenkpause
Es scheint angebracht nachzudenken. Nachzudenken darüber, inwieweit eine operative Umsetzung unter der derzeitigen grünen Ressortführung überhaupt machbar ist. Allein der Zustand in der Altstadt und die langen Verzögerungen lassen Schlimmes befürchten. Man wird auch darüber nachdenken müssen, mit welchen Mehrheiten eine derartige Kostenexplosion ohne breiten Konsens jemals gerechtfertigt werden könnte. Wie soll der Bozner Platz in dieser Kostendimension Eingang in das nächste Budget finden?
Wo bleiben die großen Visionen zur Reduktion des Verkehrs rund um den Bozner Platz? Wie soll eine Begegnungszone mit 20.000 Fahrzeugen und 40.000 Fußgänger:innen funktionieren? Wann werden die Prüfungen zur Ausweitung der Fußgängerzone Wilhelm-Greil-Straße und zur gleichzeitigen Verlegung der Garageneinfahrt präsentiert?
Schlussendlich wird man sich auch die Frage stellen müssen, ob der Platz tatsächlich klimafit ist, oder ob nach heutigen Maßstäben andere Randbedingungen treffsicherer gewesen wären. Welche Verbesserungsmöglichkeiten gäbe es noch, um am Bozner Platz mehr Aufenthaltsqualität und Grünflächen für die Innsbruckerinnen und Innsbrucker zu schaffen?
Schweren Herzens und nach Abwiegen aller Argumente, scheint uns eine konstruktive Nachdenkpause mehr als angebracht. Der nächste Gemeinderat wird sich der Thematik umgehend annehmen müssen und auch eine breite Mehrheit für die endgültige Gestaltung und Finanzierung sicherstellen. Ein Wahlkampf mit dem Hauptthema Bozner Platz wird das Projekt in seiner Wahrnehmung nur noch weiter verschlechtern und am Ende gar keinen Mehrwert für die Menschen bringen.