GRin Theresa Ringler im Home-Office
Idee und Inhalte: Stadtblatt Innsbruck, Georg Herrmann. Originalbeitrag anzeigen.
Gemeinderätin Theresa Ringler erzählt von ihren persönlichen Erfahrungen mit der aktuellen Ausnahmesituation und von ihrem Alltag in Zeiten der Quarantäne.
Eindruck der aktuellen Situation
Die aktuelle Situation ist natürlich für uns alle ungewohnt. Es bleibt viel Zeit zum Nachdenken und Reflektieren und ich bin überzeugt davon, dass diese Erfahrung mit unserer Gesellschaft langfristig etwas macht. Ich wünsche mir, dass wir aus dieser Krise mit mehr Zusammenhalt und Wertschätzung für unser von Freiheiten geprägtes Leben hervorgehen. Diese gemeinsame Erfahrung sehe ich auch als Chance, dass wir im Gemeinderat alltägliche Herausforderungen in Zukunft neu bewerten. Es ist für mich somit auch eine Zeit der Relativierung – im positiven Sinne.
Ich persönlich habe mich erst kürzlich mit einem eigenen Unternehmen in der Kreativbranche selbständig gemacht und für mich ist das natürlich keine angenehme Situation im Moment. Aber so geht es gerade vielen Menschen und ich versuche, das Beste daraus zu machen.
Kommunikation & Nachrichten
Ich nutze vor allem verschiedenste Kanäle im Internet, um am Laufenden zu bleiben. Durch die extrem schnelle Entwicklung der Ereignisse reicht der tägliche Blick in die Zeitung oder die Abendnachrichten nicht immer aus, um informiert zu bleiben. Deshalb verlasse ich mich auf eine Auswahl an seriösen Online-Quellen: Zeitungen, Nachrichtenkanäle und offiziellen Seiten von Land, Bund und natürlich der Stadt Innsbruck. Auch der persönliche Kontakt zu Kollegen, die im Rathaus den Notbetrieb am Laufen halten, ist sehr wichtig.
Was ich zum aktuellen Zeitpunkt wahrnehme ist, dass die ständige Informationsflut irgendwann zu viel wird. Das kann auch schnell überfordern, deshalb finde ich es wichtig, auch hin und wieder bewusst abzuschalten. Diese Ausnahmesituation kann auch als persönliche Zeit der Entschleunigung genutzt werden.
Im persönlichen Kontakt ist mein Eindruck ist, dass aktuell alle Menschen fast ständig erreichbar sind. Die Kommunikation mit Kolleginnen und Kollegen funktioniert per Telefon, E-Mail oder Chat sehr gut.
Demokratie & Partizipation
In einer Krise finde ich es nachvollziehbar, dass Entscheidungen im Notrecht getroffen werden. Trotzdem ist es wichtig, dass möglichst alle eingebunden werden. Ich habe den Eindruck, dass das innerhalb der Koalition inzwischen besser funktioniert. Auf jeden Fall sollte zumindest der Stadtsenat immer in der Lage sein, Sitzungen abzuhalten – wenn auch nur virtuell. Da gibt es für zukünftige Herausforderungen sicher noch viel zu lernen.
Zusammenarbeit ist jetzt wichtiger denn je. Mein Eindruck ist, dass aktuell ganz unabhängig von politischen Gremien jede Innsbruckerin und jeder Innsbrucker gleichermaßen die Chance hat, sich einzubringen. Ich denke, man sieht gerade sehr gut, dass es auf jede und jeden einzelnen ankommt.
Aktuell erleben wir eine Einschränkung unserer Grundrechte, die zuvor so vermutlich für niemanden vorstellbar gewesen wäre. Für mich sind diese temporären Maßnahmen wichtig und nachvollziehbar, weil die Notwendigkeit dafür laufend kommuniziert wird. Ohne die Offenlegung der medizinischen Daten, die den politischen Entscheidungen zu Grunde liegen wäre es schwierig, Verständnis in der Bevölkerung zu erreichen. Darauf muss auch in Zukunft geachtet werden – dass Wert auf eine nachvollziehbare Begründung gelegt wird.
Gestaltung des Alltags
In erster Linie versuche ich natürlich, wichtige Arbeit auch im Home-Office zu erledigen. Das funktioniert allerdings nicht in allen Bereichen und somit bleibt auch freie Zeit übrig. Diese nutze ich, um Dinge zu erledigen, die sonst im Alltag untergehen oder bei schönem Wetter aufgeschoben werden. Plötzlich habe ich auch wieder mehr Zeit für Beschäftigungen, die sonst auf der Strecke bleiben. In Ruhe ein Buch lesen, malen oder mehrmals täglich kochen zum Beispiel. Die Quarantäne kann somit auch positive Seiten haben. Besonders am Herzen liegt mir der regelmäßige (virtuelle) Kontakt zu Familie und Freunden. Wichtig finde ich auch, immer wieder mal bewusst nichts zu tun.
Desto länger diese Ausnahmesituation andauert, desto wichtiger wird es, Augen und Ohren offen zu halten, ob Menschen in der eigenen Umgebung Hilfe brauchen.
Persönliche Botschaft
Meine Gedanken sind aktuell besonders bei der Zeit nach der Corona-Krise. Wir können gemeinsam daran arbeiten, die negativen Folgen für viele gesellschaftliche Bereiche und ganz besonders für unsere Wirtschaft und damit verbundene Arbeitsplätze einzudämmen. Das kann gelingen, indem wir als Konsumenten wieder ganz bewusst auf regionale Anbieter setzen und auch jetzt auf den Frühjahrseinkauf bei internationalen Online-Händlern verzichten und die Angebote nutzen, die uns vor Ort zur Verfügung stehen. Mir liegt zudem besonders am Herzen, dass die lebendige Kulturszene in Innsbruck langfristig gestärkt aus dieser Krise hervorgeht. Auch hier werden wir kreative Lösungen und Zusammenhalt brauchen.
Panik hat aktuell verlässlich keinen Platz. Optimismus, Freundlichkeit und Dankbarkeit aber umso mehr. Mein Dank gilt ganz besonders den vielen Menschen, die gerade alles für ein weiterhin starkes Gesundheitssystem und die Aufrechterhaltung der Grundversorgung geben. Danke!!!